Wissen ≠ Kompetenz? Aus Lernen wird Können

25.03.2020  — Lukas Haß.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Wissen ist Macht, heißt es so schön. Doch reicht das schon aus, um den Anforderungen der digitalisierten Arbeitswelt gerecht zu werden? Häufig werden nämlich die Begriffe Wissen und Kompetenz gleichgesetzt. Doch unterscheiden sich die Begrifflichkeiten, denn das eine ist vom anderen abhängig.

Qualifiziert sein, am Arbeitsplatz oder auch für Stellenbeschreibungen, bedeutet nicht zwangsläufig, dass man auch gleichzeitig kompetent genug ist, um den Anforderungen im Berufsleben gerecht zu werden. Besonders in der heutigen Zeit, vom Wandel der Industriegesellschaft zur modernen Wissensgesellschaft, wandeln sich die Ansprüche an Berufstätige immens. Um diesen gerecht zu werden, reicht es bei weitem nicht mehr aus, auf Qualifikationen zu vertrauen - sondern vielmehr auf Kompetenzen. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied?

Was ist Wissen, was Kompetenz?

Wissen ist eine der Grundvoraussetzungen für die Produktivität von Unternehmen. Da ein Unternehmen aber aus einer Vielzahl von Beschäftigten besteht, müssen diese ebenso qualifiziert, also mit Wissen ausgestattet, sein. Im Allgemeinen lässt sich Wissen als eine Ansammlung von Fakten, Regeln und Theorien, die Personen oder Gruppen zur Verfügung stehen, definieren. Diese Fakten gelten als gültig und wahr. Damit ein Unternehmen also wirtschaftlich erfolgreich ist, muss jede*r der Mitarbeiter*innen genau wissen, was er oder sie wann wie zu tun hat.

Unter Kompetenz verstehen wir ganz grundlegend die kognitive Fähigkeit und Fertigkeit eines Individuums zur praktischen Lösung eines bestimmten Problems, die variabel einsetzbar ist. Das klingt zunächst sehr allgemein und lässt sich schwer vom Wissensbegriff abgrenzen. Deswegen muss der Begriff der Kompetenz auch enger gefasst werden. Eng einher geht die „Erlernbarkeit“. Das bedeutet, dass Kompetenz als etwas gilt, was erlernt und trainiert werden kann. Mit dem zuvor erworbenen Wissen besteht die Fähigkeit, selbstorganisiert und kreativ in Arbeitsprozessen tätig zu werden.

Warum ist das überhaupt so wichtig?

Ganz einfach aus dem Grund, dass das Humankapital schon heute der wichtigste Wachstumstreiber ist und so einen immer größeren Anteil am Gesamtkapital eines Unternehmens ausmacht. Um es kurz zu fassen: Humankapital bezeichnet die personengebundenen Wissensbestandteile in den Köpfen der Mitarbeiter*innen.

Die Globalisierung und die zunehmende Digitalisierung lassen alte Arbeitsstrukturen- und Prozesse weit hinter sich. Der Marktwert eines Unternehmens bemisst sich schon lange nicht mehr nur an materiellen Gesichtspunkten. Vielmehr spielen die unsichtbaren Werte wie das Wissenskapital eine immer wichtigere Rolle. Kompetenzen, die Mitarbeiter*innen dazu befähigen, Leistungen zu erbringen und Produkte zu schaffen, bieten somit einen wichtigen Mehrwert für das Unternehmen. Dementsprechend ist die Förderung der Kompetenzentwicklung eine der dringlichsten Aufgaben des (Personal-)Managements. Dank ihrer Kompetenzen sind Mitarbeiter*innen dazu in der Lage, in dynamischen, sich stets verändernden Situationen, sicher und vor allem selbstorganisiert zu handeln.

Selbstorganisation ist der Skill der Stunde

Lernen ist also nicht mehr das Lernen, wie wir es kennen. Besonders Unternehmen stellt das vor eine Herausforderung, denn klassisch angebotene Weiterbildungen bringen schon lange nicht mehr den gewollten Erfolg. Die Umsetzung von Wissen in praktische Lösungen am Arbeitsplatz ist oftmals nicht vorhanden, da Wissen lediglich „gepaukt“, auswendig gelernt und so schnell wieder vergessen wird. Dadurch ist eine praktische Anwendung im Beruf kaum noch gegeben. Wissen kommt also auch ohne Kompetenzen aus. Aber nicht andersherum. Was ist also die Lösung?

Im Unternehmen sollte weniger auf die Vermittlung von Wissen gesetzt werden als auf die Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter*innen. Und die Kompetenzentwicklung steht in einem engen Zusammenhang zum selbstorganisierten Denken. Nur Unternehmen, die über Personal verfügen, welches in der Lage ist, selbstorganisiert zu denken und zu handeln, werden im Kompetenzkampf der Zukunft nicht abgehängt und bleiben somit wettbewerbsfähig. Corporate Learning muss zu einem Bestandteil der Unternehmenskultur werden. Die klassischen „Fachidioten“ sind nämlich immer weniger gefragt. Das soll aber nicht heißen, dass reines Fachwissen gar nicht mehr vonnöten ist, sondern vielmehr, dass die richtige Kombination aus Wissen und Kompetenz letztendlich das Ergebnis beeinflusst.

Selbstorganisierte Kompetenzen sind der entscheidende Schlüssel für ein zukunftsorientiertes Unternehmen. Folglich sollte es im Interesse eines jeden Unternehmens liegen, die Kompetenzen und nicht nur den Wissensaufbau der Mitarbeitenden zu fördern. So wird aus Lernen Können und aus Können ein immens wichtiger Mehrwert für jedes Unternehmen.

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